22. Frühstückstreff am 08.09.2016

Arbeit in der Pflege – Berufung oder Selbstausbeutung?

Mit dieser bewusst provokanten Fragestellung startete der 22. Frühstückstreff des „Bündnis für Fachkräfte Bonn/Rhein-Sieg“ mit dem Thema: „Faire Arbeit in der Gesundheitswirtschaft“.

Die Veranstaltung fand im Kontext der „Aktionswoche Perspektive langes Leben“ statt und lockte rund 50 Gäste, darunter viele Unternehmensverantwortliche aus der Branche, ins DGB Haus in Bonn.

In einer Gesellschaft langen Lebens steigen die Herausforderungen an die Beschäftigten in der Gesundheitsbranche kontinuierlich weiter an. In besonderem Maße trifft dies auf Pflegende zu. Es fehlt an Fachkräften, die Bezahlung ist schlecht und die Arbeitsbedingungen sind oft schwierig. Der Problemdruck wird weiter steigen – wie alle demografischen Prognosen dies seit Jahren voraussagen. 

Was also tun, um mehr Wertschätzung und Unterstützung für die Beschäftigten in der Gesundheitswirtschaft und insbesondere in der Pflegebranche zu realisieren? 

Karsten Lessing von der Technologie Beratungsstelle TBS des DGB in Düsseldorf benannte in seinem Fachimpuls die harten Fakten: hohe Krankenstände, Burnout, Berufsausstieg – das seien die Folgen, wenn aus einer Berufung auf Dauer Selbstausbeutung werden. 

Der Fachsekretär Gesundheit im ver.di-Bezirk NRW-Süd, Arno Appelhoff, bestätigte die Einschätzung seines Kollegen und stellte die Ergebnisse einer Mitarbeiterbefragung vor. Ein ganz wesentlicher Schwachpunkt im System Pflege sind demnach die unzuverlässigen Dienstpläne. 

Im dritten Fachimpuls stellte Michael Naumann, Geschäftsleiter des CBT-Wohnhaus St. Lucia, die Angebote der CBT an ihre Beschäftigten vor. Dabei wurde deutlich, dass es auch die kleinen Stellschrauben sind, die einen guten Dienstplan ausmachen. So sind bei der CBT beispielsweise die Auszubildenden nicht im Regeldienstplan vorgesehen, weil sie zusätzliche Kräfte sind. Für Transparenz sorgt die Öffentlichkeit des Dienstplans, der computergesteuert neben dem Einsatz des Personals auch den tatsächlichen Pflegebedarf dokumentiert.

In der anschließenden Diskussion konnten wieder interessante Aspekte und gute Lösungsansätze zusammengetragen werden. 

Zudem konnten die Gäste die Ausstellung des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales NRW „Faire Arbeit- Fairer Wettbewerb“ besuchen, die an diesem Tag ebenfalls im DGB Haus ausgestellt war. 

Die Präsentationen können Sie hier einsehen.