Volles Haus beim 7. Dämmerschoppen des „Bündnis für Fachkräfte Bonn/Rhein-Sieg“.
„Was nicht passt, wird passend gemacht. Weiterbildung – ein Schlüssel zur Fachkräftegewinnung in meinem Unternehmen!"
Im gut klimatisierten Saal der VHS Bonn traf man sich zum Thema „potenzielle Fachkräfte im eigenen Unternehmen entdecken und weiterbilden. Prof. Dr. Agnes Dietzen führte mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen des Bundesinstituts für Berufsbildung ins Thema. Die seit kurzem deutlich vereinfachten Fördermöglichkeiten der Agentur für Arbeit präsentierte im Anschluss deren neue regionale Geschäftsführerin operativ, Anja Schmiedeke.
Anders als sonst bei den Veranstaltungen des „Bündnis für Fachkräfte“ gab es dieses Mal Infopoints im Foyer. Die Arbeitsagentur bot dort praktische Beratung zu den Ausführungen von Anja Schmiedeke an. Ebenso präsentierte sich der Verein LerNet Bonn/Rhein-Sieg e. V., der zuvor durch seinen ersten Vorsitzenden Torsten Mallmann Geschäfts- führer der Grone Bildungszentren GmbH, bereits den Gästen vorgestellt wurde.
Die Bereitschaft sich für Weiterbildung im Berufsleben zu öffnen ist eine große Herausforderung für Beschäftigte und Unternehmen, aber ohne gute Weiterbildungsangebote wird es dennoch schwierig. „Deshalb ist es auch im Sinne der NRW Initiative – vernetzte Bildungsräume – dass wir in der Region schon viele Jahre im Thema berufliche Weiterbildung gut zusammenarbeiten“, betonte die Moderatorin Martina Schönborn-Waldorf, Leiterin der Regionalagentur Bonn/Rhein Sieg.
Highlight waren wie immer die Praxisbeispiele aus Unternehmen, die sehr dazu ermutigten selbst aktiv zu werden:
1. Aus sozialpädagogischen Hilfskräften werden voll ausge- bildete Erzieher*innen
Nassima Madaghri von der katholischen Jugendagentur (KJA) Bonn stellte gemeinsam mit ihrem Bildungspartner Erik Appleby, Geschäfts- führer der Cultur A GmbH das gemeinsame Projekt vor. Die KJA ist eine der größten Trägerinnen der offenen Ganztagsschule in der Region und bietet Beschäftigten auf Helfer*innen Niveau die Vorbereitung auf die Externenprüfung bei der Bezirksregierung Köln an. Innerhalb von 32 Monaten und mittels gestaffelter Bildungsmodule beim Träger Cultur A, wird die erste Gruppe von 12 Teilnehmenden im nächsten Jahr die Prüfung ablegen können.
2. Aus Bäckereigehilf*innen werden Bäckereifach- verkäufer*innen
„Die Lohner`s“ kennt man auch in Bonn/Rhein-Sieg, sind doch 60 der 190 Filialen in unserer Region. Der Fachkräftemangel gerade im Lebensmittelhandwerk ist eklatant und so haben sich die Personalver- antwortlichen Jeanette Kutsche-Bengel und Sascha Hammes auf den Weg zur Arbeitsagentur und der Handwerkskammer gemacht. Zwischenzeitlich ist „Lohners“ sogar mit einer eigenen Weiterbildungs- sparte zertifiziert und bildet kontinuierlich die eigene Belegschaft weiter bis hin zur Kammerprüfung. Ein Erfolgsmodell, das nicht nur in einem Großbetrieb funktioniert. Wie das dritte Beispiel verdeutlicht.
3. Aus medizinischen Hilfskräften werden Gesundheitsfachkräfte in der Dialyseversorgung
Das Nierenzentrum Bonn zeichnet sich nicht nur durch nephrologische Expertise aus, sondern versorgt zudem täglich eine große Zahl an Dialysepatient*innen.
Dr. Thomas Gerhardt berichtet vom Arbeitsalltag der 40 Mitarbeitenden und dem besonders engagierten Team in der Dialyseversorgung. Diese würde ohne Hilfskräfte nicht funktionieren, denn der Fachkräftemangel ist riesig. Bereits die zweite Helferin aus dem Team startet nun in die Vollausbildung und dank der Unterstützung durch die Arbeitsagentur erhält sie weiterhin ihre volle Vergütung.
Im anschließenden Austausch aller Gäste konnten viele Fragen geklärt und konkrete Vorschläge erarbeitet werden.
FAZIT:
Weiterbildung funktioniert dann, wenn Unternehmen und Beschäftigte gleichermaßen davon profitieren. Das bedeutet, dass mit guter finanzieller aber auch organisatorischer Unterstützung Fachkräfte- engpässe unmittelbar im Betrieb angegangen werden können. Dabei ist der damit verbundene Effekt der Personalbindung und des „Aufstiegs“ der Beschäftigten von großer Bedeutung.
Aber: es gibt noch viele Lücken in der Angebotskette, beispielsweise berufsspezifische Sprachkurse. Und ganz wichtig: die Weiterbildung darf nicht zu finanziellen Engpässen führen.
Vorträge: