19. Frühstückstreff am 27.01.2016
Zwischen Wunsch und Wirklichkeit: Welche Chancen haben Flüchtlinge auf dem regionalen Arbeitsmarkt und wie kann die Beschäftigungsfähigkeit von Flüchtlingen gestärkt werden?
Mit diesen Fragen befasste sich der 19. Frühstückstreff des “Bündnis für Fachkräfte“ Bonn/Rhein-Sieg am 27. Januar in Bonn.
Mehr als 100 Gäste fanden den Weg zur frühen Stunde ins Haus der Bildung der Volkshochschule Bonn, darunter rund 40 Unternehmensvertreter sowie Vertreter aus Verbänden, den Verwaltungen und Stiftungen sowie Initiativen im Fachthema Flüchtlinge.
Dr. Jessica Erbe vom Bundesinstitut für Berufsbildung bot mit ihrem Fachimpuls zu den Erfahrungen mit dem seit 2012 geschaffenen Gesetz zur Anerkennung im Ausland erworbener Berufsabschlüsse, einen guten Einstieg ins Thema. Der überwiegende Teil der rund 44 000 Anträge auf Anerkennung seit April 2012 wurde mit meist gutem Erfolg gestellt. Am häufigsten waren darunter Anträge von Deutschen, also vermutlich von Fachkräften, die schon länger in Deutschland leben. Zunehmend kommen Anträge aus den Hauptherkunftsländern von Flüchtlingen - besonders von Syrern - hinzu.
Als neuen Baustein auf dem Weg zur Berufsanerkennung wird derzeit ein Verfahren zur Qualifikationsanalyse erprobt, das auch bei fehlenden Dokumenten Aufschluss über die tatsächlichen Fachkenntnisse und Fähigkeiten generieren kann. Somit liefert das Anerkennungsgesetz einen guten Beitrag zur Fachkräfteentwicklung, zumal die Anerkennung in heilenden und pflegenden Berufen sowie im Handel wohl besonders aussichtsreich ist.
Dem stimmte auch die Bonner Wirtschaftsförderin Victoria Appelbe zu, die betonte, wie wichtig Zuwanderung für die wirtschaftliche Weiterentwicklung und Beschäftigungssicherung im demografischen Wandel ist.
Als Gastgeberin des „Bündnis für Fachkräfte“ eröffnete sie das anschließende Podiumsgespräch, an dem sich neben Frau Dr. Erbe auch der Unternehmer Paul Faßbender, Faßbender-Tenten GmbH & Co. KG, Thomas Kill, Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg sowie Saadeddine El- Sheikh Ali und Jian Badrakhan von der syrischen-kurdischen Migrantenselbstorganisation YASA e.V. beteiligten.
Der Austausch zu den aktuellen Erwartungen und Erfahrungen sowohl von Arbeitgebern wie auch von Seiten der ankommenden Flüchtlinge machte deutlich, wie wichtig es ist, jeden Fall einzeln zu betrachten. Dabei ist einhellige Meinung, dass der Spracherwerb – im günstigsten Fall in Verbindung mit einer praktischen Tätigkeit - der optimale Weg in den regionalen Arbeitsmarkt ist.
Die Vielfalt der Möglichkeiten und der bereits bestehenden Projekte wurden beim anschließenden multidisziplinären Networking vertieft und mit Handlungsempfehlungen an das Bündnis für Fachkräfte konkretisiert.
In der Zusammenfassung der Moderatorin der Veranstaltung, Martina Schönborn-Waldorf von der Regionalagentur Bonn/Rhein-Sieg, wurde einmal mehr deutlich, wie wichtig der Austausch und das gesamtgesellschaftliche Engagement im Thema Arbeitsmarktintegration sind.
Gerade hierfür stehe das Motto „Gemeinsam für Lösungen sorgen!“
Beeindruckend ist das übergroße Interesse, am Thema weiterzuarbeiten. Eine Folgeveranstaltung ist bereits in Planung.