18. Frühstückstreff am 09.12.2015

Arbeiten 4.0 – Herausforderungen für Beschäftigte und Unternehmen

Auch zum 18. Frühstückstreff am 09. Dezember 2015 fand sich ein multidisziplinärer Kreis von rund 90 engagierten Menschen in der Bonner Akademie ein.

Als Hausherr begrüßte der Vorsitzende der Geschäftsführung Uwe Schöpe die Vertreter aus Unternehmen, Organisationen und ArbeitsmarktexpertInnen.

Für das Bündnis für Fachkräfte begrüßte der Geschäftsführer des Jobcenters Rhein-Sieg Ralf Holtkötter, der als Themenverantwortlicher im Handlungsfeld „Teilhabe“ den Frühstückstreff inhaltlich vorbereitet hat.

Sowohl er als auch Uwe Schöpe betonten die erheblichen Veränderungsprozesse die durch die Digitalisierung sowohl private wie auch öffentliche Organisationen vor große Herausforderungen stellen. Somit sei das Thema Arbeit 4.0 bereits Alltagrealität.

Melanie Vogel, Geschäftsführerin der AGENTUR ohne NAMEN in Bonn, erläuterte in ihrem Impulsvortrag die Chancen und Risiken der Veränderungen in „VUCA-Welten“. Wichtig sei es, sich auf die Veränderungen vorzubereiten und dabei in den Unternehmen nicht nur die Führungskräfte, sondern Alle mitzunehmen. Frau Vogel plädierte deutlich für die Modernisierung der schulischen und beruflichen Ausbildung, die in ihrer bisherigen Linearität noch auf das Industriezeitalter ausgerichtet sei und wenig auf den Umgang mit Komplexität vorbereite. Das Kreativzeitalter brauche deutlich andere Kompetenzen, die in unseren Schulen und Ausbildungssystemen bislang noch unzureichend gefördert würden. Ein wichtiges Instrument im Umgang mit der zunehmenden Komplexität sei die Vernetzung, z.B. auch durch Veranstaltungen wie dieser Frühstückstreff. Komplexität lasse sich nicht steuern, aber erfordere von uns allen die permanente Setzung von Prioritäten und Entscheidungen. Dazu empfahl sie die Wiederentdeckung der eigenen Intuition - auf das Bauchgefühl zu hören und diesem zu vertrauen - sowie die Akzeptanz der nichtkontrollierbaren Vielfalt.

Von der Metaebene direkt in die betriebliche Wirklichkeit führte im Anschluss der Beitrag von Silvia Binner, Chefin vom Dienst des General-Anzeigers Bonn. Sehr anschaulich beschrieb sie die konkreten Auswirkungen der zunehmenden Digitalisierung in der Medienbranche und am persönlichen Beispiel, wie Führungskräfte und die Redaktionsteams damit umgehen können. Bei einer Zusammensetzung von 35% Mitarbeitern mit Festanstellung und 65% Freiberuflern und einer Arbeit zu unterschiedlichen Arbeitszeiten und an unterschiedlichen Arbeitsorten gestalten sich die Arbeitsprozesse deutlich flexibler und projektorientierter als noch vor ein paar Jahren. Hinzu komme die rasante technische Entwicklung, die durchaus -wie überall - auch die generationsübergreifenden Teams herausfordere. Es sei besonders wichtig, dass die gegenseitigen Erwartungen geklärt und zwischendurch immer wieder überprüft würden. Führungskräfte sollten sich zunehmend als Coach verstehen und dabei dem „Querdenken“ Raum geben. Auch seien die Personalrotation in den Teams eine gute Möglichkeit für temporäre Erfahrungen in angrenzenden Aufgabengebieten zu sorgen. Diese förderten zudem die Zusammenarbeit und das Verständnis untereinander. Auch Frau Binner empfahl die Vernetzung gerade auch mit fach- oder themenfremden Experten, weil dies die Kreativität unterstütze.

Wie groß die Herausforderungen für Beschäftigte in der digitalisierten Arbeitswelt und besonders in der IT Branche – die wie keine andere bereits seit vielen Jahren in komplexen Kontexten wirtschaftlich erfolgreich sein muss – ist, wurde einmal mehr bei der Präsentation der IT Initiative deutlich. Die Gruppe, bestehend aus IT Experten die kontinuierlich auch immer wieder auf Transferleistung der Jobcenter zugreifen muss, entwickelt nachhaltige Konzepte um dem „digitalen Tagelöhnertum“ entgegenzuwirken. Dazu gehören ehrenamtliche Schulungsangebote z. B. für Senioren ebenso wie die Entwicklung und der Betrieb einer Homepage mit News und Veranstaltungen im IT-Kontext. Zudem wurde eine Profildatenbank für IT-Fachkräfte entwickelt mit dem Ziel einen regionalen Fachkräftepools für den IT-Markt – sowohl für Festanstellungen als auch für die Projektarbeit, darzustellen. Arbeitgeber haben die Möglichkeit ihre Suchkriterien zu speichern und erhalten automatisch eine Nachricht, sobald eine IT-Fachkraft mit entsprechenden Kompetenzen ihr Profil in der Datenbank freigegeben hat. Weitere Informationen zu diesem Projekt des Bündnisses für Fachkräfte sowie das Registrierungsformular für die Profildatenbank gibt es auf der Website www.it-initiative.de.

Im anschließenden Fachaustausch der Gäste miteinander, entstanden eine ganze Reihe von Vernetzungsangeboten und Ideen zum Thema. Die in der Abschlussrunde formulierten Handlungsempfehlungen spiegelten die Vielschichtigkeit der anstehenden Veränderungen deutlich wieder. In der Zusammenfassung stellte die Moderatorin der Veranstaltung, Martina Schönborn-Waldorf fest, dass die Digitalisierung der Arbeitswelt in sich bereits hoch komplex sei und die Beschäftigung damit derzeit auf den unterschiedlichsten Ebenen geschehe.

Deshalb werde das Thema dauerhaft aktuell sein und das Bündnis für Fachkräfte auch 2016 weiterhin Informationen und Möglichkeiten zur Vernetzung dazu anbieten.